Wenn mir etwas „auf den Arsch geht“ und ich denselben Vorgang genau so, also mit diesen Worten benenne, dann spreche ich in 98 Prozent dieser Fälle weder von Radhose noch vom Fahrradsattel. Üblicher Weise wähle ich meine Alltagssprache ja weniger gewöhnlich, obschon ich ausgesuchte Kraftausdrücke gerne in loser Schüttung (frei nach Gunkl) einstreue, etwa wenn es um Akzente-Setzung geht…

…um Irritation zu evozieren, zum Zwecke schlichter Schwerpunkt-Setzung bei Verzicht auf Argumentation oder deren Betonung, einfach zur Provokation… also doch öfter. Wenn mir also das sprichwörtliche „Radl rennert“ wird, dann ist mein Wille zur Beherrschung enden wollend und Temperament sucht nicht nur, sondern findet in ungestüm verbalem Ausdruck den Weg ins Freie. Meist ohne Umweg über die (Nach-)Denkzentrale, direkt zum Munde heraus kommen Sternderl-Worte, die jede politische Correctness weit umfahren – wie es auf dem Radstreifen parkende DPD-Lieferfahrer oder Taxilenker bestätigen könnten, würde ich nicht lieber doch den Mantel des Schweigens über dergestalt wenig ruhmreiche Wortspenden ausbreiten.

Back in the saddle

Anyway. Wenn beim Radfahren das berühmte Buchstäbliche schmerzt, ist es immer der Sattel, der einem eben nicht„am Arsch vorbeigeht“, sondern zum „aussitzen“ da ist, wenn es gilt, „Sitzfleisch“ zu beweisen. Eine Vermessung der hinteren Welten ist empfehlenswert, liegt es doch nicht am Gluteus samt Muskel-Fettranderl, sondern schlicht und ergreifend am Abstand der Sitzknochen, der bestimmt, welcher Sattel zu verwenden ist. Im guten Fahrrad-Fachhandel gibt’s dazu entsprechende Gerätschaft, eine Art dreidimensionales Lineal in Form eines messenden Gel-Kissens. Vor allem trifft man dort auf Menschen, die seriöse Beratung leisten und praktischerweise auch gleich ein kompatibles Produkt anbieten können.
[Übrigens – es gibt keine depperten Fragen, wohl aber überforderte Verkäufer oder Verkäuferinnen… dann am besten das Geschäft wechseln und zwar so lange, bis der Händler/ die Händlerin des Vertrauens gefunden ist!]
Innerhalb von Wien lege ich an rund 350 Tagen pro Jahr – wenn's also nicht grad dauerschüttet oder -schneit – meine Wege mit dem Rad zurück, Pendel-Strecken bis zu dreißig Kilometer in herkömmlicher Straßenkleidung. Entweder bin ich mit „Erice“, meinem City-Bike, auf relativ schmalem Sattel unterwegs oder aber mit einem Rennrad, also auf einem breiteren Schuhlöffel. Auch auf Letzterem erfahre ich mir kein chronisches Pavian-Stopplicht, was gar nicht an meiner Naturpolsterung liegt. Denn umgekehrt wieder trägt bei terroristischem Hinterteil, sprich einem Bombenarsch, etwa ein ausladender „Traktorsitz“ nur wenig zu gemütlich-bequemer Fahrt bei, wenn er den falschen, sprich den weichen Maßen angepasst wurde.

The trick is to ride…

Bei mir liegt's definitiv am guten sowie passenden Sattel (in meinem Fall einem der Marke Oval, Modell 734) und weniger an meiner speziellen Sitzposition, dass mir das Fahren mit dem Rennrad so gar keine Probleme bereitet.
Wenn mein Roadbike-Glück einhergehen soll mit Schweiß treibendem Training, dann reichen die üblichen Stadtwege nicht, da braucht's schon ein paar Kilometer mehr. Derartige Ausfahrten lege ich immer im Radlgwand zurück, egal bei welcher Witterung in jedem Fall in passender Hose.
„Passend“ steht für ideale Polsterung, meint ein funktionales, an Lotusblüte-gebettet-erinnerndes, eingenähtes Sitzkissen! Es sind nämlich nicht die vielzitierten vier Buchstaben, die ziemlich genau bei KM 40 erst zu schlafen und dann grauslich zu pochen beginnen; die wirklich ganz empfindliche Gegend des weiblichen Zwischen-Bein-Landes ist ja ein kleines Stückerl weiter vorne-oben, als mann nicht nur in diesem Fall mehr vermutet als manchmal exakt zu lokalisieren weiß…

…and don't make it feel like hell.
Merke: Die Kombi aus passender Sattel + gute Radhose = der halbe Weg! So lautet zumindest meine Radglück-Formel, weshalb alle kommunizierten Tipps auf Schnäppchenkauf im Lebensmittelhandel mir nicht nur buchstäblich aber de facto „am Arsch vorbeigehen“. Wenn es gilt, den Schutz meiner edlen Lady-Teile zu gewährleisten, bleibe ich meinungsstabil und dem Fachhandel treu. Während es mir nämlich relativ egal ist, ob das Trikot nun ein Skorpion ziert oder es aus schlicht-eintönigem Textil der Marke Vaude geschneidert ist (vermutlich entstand der Name nach der ersten Lautverschiebung von fade…), erfolgt meine Entscheidung für eine Radhose immer kompromisslos und qualitätsorientiert (Letzteres ist Vaude allemal, das muss schon auch gesagt sein – so eine Art Daniel Craig-Radhose: Ned wirklich schön, definitiv aber unter den Besten!).

It's in his Kiss-en!

Nun, was macht das Ding an sich zum perfekten Beinkleid?
In aller Kürze sind es Stretch-Freude in die Länge (Muskelunterstützung) und sozusagen rundherum (Freiheit der Tret-Bewegungen), kein Faltenwurf (haftender Beinabschlussrand) und schweißabsorbierendes Material. Zentral aber ist sozusagen der „Kern“ einer Radhose um den herum alles andere geschneidert ist: Für mich wird Qualität spürbar im Komfort des Sitzpolsters, der je nach Marke in unterschiedlichster Benamsung die zentrale Rolle spielt.
Auszugsweise je nach Herstellerfirma und (noch) nicht alle selbst getestet: frauenspezifischer S7 (Assos), Kiss Air (Castelli), Infinity-Princess (Sportful), 3D-Sitzpolster (RH+, Pearl Izumi); dann wäre da noch ein vierfach unterteilter samt Twist-Gel-Kern (Santini) für sehr lange Fahrten oder mit stoßdämpfendem Effekt aus Öko-Tex-Material für Mehrstunden-Training (Nalini) sowie ein speziell gefertigtes Waben-Dings (La Passione). Sollte ich je zu einer richtigen Bergwertung-Etappe Begleitung finden oder gar eine Rennrad-Trainingswoche für mich drin sein, dann leiste ich mir ein hochfunktionelles Teil aus der Rapha-Kollektion – quasi das Armani-Pendant im textilen Radhimmel samt jenseitiger Preisgestaltung. Seufz. Oder anders formuliert: Das wird wohl noch ein bissl dauern…
Stichwort „Dauer“ – es macht freilich einen Unterschied, wenn eine Hose speziell für kurze Trainingsfahrten empfohlen ist (dünnere Polsterung, ideal an heißen Hochsommertagen) oder eben mit dem Zusatz „für viele Stunden im Sattel“, „bei intensiven Einheiten“… angeboten wird. Die Entscheidung sollte immer nach Jahreszeit (kurz, knielang oder lang, innen beschichtet…), Fahrfreude und Trainingsgewohnheiten erfolgen. Ich persönlich – und da spreche ich aus Er-fahr-ung – bevorzuge die long distance-Varianten, denn früher absteigen wirkt sich nicht schmerzvoll aus, umgekehrt aber ist die Freude an Zusatzbewegung rasch enden wollend, wenn ich mich kurzentschlossen doch noch zum Umweg überrede, aber in nicht Strecke-kompatibler Hose unterwegs bin. Und dann – Zusatzbemerkung zu er-fahr-ung – einen Gutteil des Heimwegs im Wiegetritt absolviere…

Tragende Rolle
Kaufe ich lieber eine Hose mit (Bib-Tight/ -Short) oder eine ohne Träger?
Diese Entscheidung ist nicht auf ein schlichtes Daumen mal ππ-Argument zu vereinfachen, wie ich es meist als Erstes höre. Outdoor-Sport ist nun mal generell eine Herausforderung für alle, die auf's Kistl daheim gewöhnt sind. Mein besonderer Dank an dieser Stelle geht an die Stadt Wien für die wunderbar vielen Häusl-Inseln auf der Insel – nicht nur, dass man hier im Außenbereich frisches Trinkwasser tanken kann, ist nach dessen Durchlauf eine stressfreie Entsorgung in meist sauberen (!) und geräumigen Kabinen ohne husch-husch unter'm Hollerbusch zumindest auf den Donauinsel-Radstrecken eine einfache Übung (Tipp aus der Praxis für eine Fahrt von Wien nach Tulln via Donauinsel-Auftakt: Letzte Gelegenheit bei KM 41 am linken Ufer nutzen, next Topferl nach ca. 38km, also eine leere Trinkflasche später in Tulln vis-á-vis der Donaubühne).

Verbaler Ausritt, zurück zur Hose.
Wenn's kühler ist, schätze ich eine Bib-Short, eine Art „Rücken-Latzhose“ in Kombination Zwiebellook, ziehe also entweder Unterhemd und/ oder Trikot und/ oder nur Jacke drüber und/ oder beides… auch hier gilt individuelles learning by doing! Ich denke, dass das jede und jeder ausprobieren muss, was sich bei jeweiligen Trainingseinheiten am besten bewährt. Wie schon gesagt, greife ich eher zur kurzen Hose auch bei niederen Temperaturen, brauche es dann aber obenrum langärmelig.
Rabe meint ja, dass es viel gscheiter ist, die Knie vor Kühle (Fahrtwind!) zu schützen und in der Übergangszeit zum Beispiel in einer Dreiviertelhose zu trainieren. Bei Affenhitze wiederum bewährt sich in meiner Radwelt die Kombi ärmelloses Trikot plus Short aus dünnem Stoff, ich schlüpfe am liebsten schlicht und einfach in meine „zweite Haut“, sprich einen Einteiler (aus Spezialmaterial in schlauer Assos-Ausführung) ohne irgendwas sonst.

Apropos „ohne was“:

Die Radhose ist direkt auf der Haut zu tragen, wird also immer ohne Unterwäsche angezogen, das nicht nur im Sommer, gültig generell für jede Tight/ Short mit Polster (siehe auch Zusatz „antibakteriell“ bei der Beschreibung von Sitzkissen). Eh logisch? Gut. Warum eigentlich? Weil jede Zwischen-Lage, jede Naht zusätzliches Scheuern bedeutet, gerade dort, wo ja der Polster mit Tuchfühlung seiner Arbeit nachgehen und beim aussitzen unterstützen soll. Für ganz Empfindliche oder besonders Ehrgeizige oder speziell intensive Trainingseinheiten empfehle ich die Sitzcreme von Assos „Chamois Creme Women“ (rehydriert und polstert die Haut auf).
Demgemäß wäre es auch nicht unbedingt die beste Idee, einen Brazilian Waxing-Termin an einen Trainingstag zu legen. Und selbst wenn Ersteres als Verweigerung einer Infantilisierung ohnehin nie in Frage käme, ist es klar, dass partiell „Haare lassen“ und Rad fahren zusammengehören. Was auch jeder oder jede bestätigen wird, der/ die mit Asphalt- oder Schotter-“Ausschlägen“ vertraut ist und weiß, dass rasierte Beine nunmal rascher heilen. Und abgesehen davon halten die Spezial-Säume die kurze Hose an den Oberschenkeln in Form, das Material liegt angenehm eng an, umschließt ohne zu verrutschen die Muskeln und unterstützt so deren Arbeit, am besten eben an glatter Haut.
Funktionalität per se verträgt manchmal ein wenig Mitarbeit.