Meinung
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Normalerweise setze ich mich auf's Rennrad, wenn der Überdruck im Außen meine Lebenskraft in Fetzen reißt. Nichts wie raus aus der Stadt, gegen den Strom treten, so lange bis endlich Muskeln und Lungen schmerzen, mein Körper mich zum Aussteigen aus hilfloser Seelenwut und Gedanken-Schmerz zwingt. Normalerweise. Aber „normalerweise“ ist eine flüchtige Erinnerung. „Normalität“, erst Corona-durchgeschüttelt, ist mir mit dem Krieg in Europa endgültig um die Ohren geflogen. Nichts ist mehr so wie es einmal war. Seit Tagen surfe ich auf Info-Kanälen, jage Fakten nach, suche valide Recherche. Und finde mich zwischen Betroffenheit und Kriegstreiberei, Apokalypse-Sprech ohne Lösungsansatz.
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Eine Nachlese zu meinen Grenzerfahrungen | Grenze Erfahrungen im Juli 2021
Meine Gedanken spazieren mir weit voraus, plötzlich lese ich „Nie wieder Krieg!“ – einfache Plakat-Ständer auf meinem Weg zwischen den Schwestern-Städten slowenisch Radgona nach österreichisch Radkersburg. Es ist ein Hinweis auf eine Fotoausstellung direkt auf der Brücke, wo auf dem Geländer die Schwarz-Weiß-Aufnahmen platziert sind. Ortsgeschichte in Szenen aus den Anfängen des Balkankrieges, der 1991 mit der Loslösung Sloweniens (am 26. Juni) aus dem jugoslawischen Staatenbund und dem folgenden Zehn-Tage-Kampf begann. Fast auf den Tag genau ist das nun dreißig Jahre her.
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Das strahlende Buchstaben-Gold belebt die Szenerie des verlassenen Totengedenkens auf dem Hernalser Friedhof. Gleißendes Sonnenlicht verwandelt den Grabstein in einen milchigen Spiegel: Unvergesslich. In Stein gemeißelt. Die Gelegenheit für ein Selfie mit Corona-Aktualitätswert! Mir passiert sowieso nix, solange mich nicht die grassierende Angstenergie ansteckt. Die nervigste Nebenwirkung zum großen Shut-Down, gleich nach den manisch Masken-Tragenden in den Straßen, im Freien… ist das eigentlich sinnvoll oder doch nur Aktivitäten-Placebo?
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Noch tags zuvor liefere ich mir einen hitzigen Pingpong-Diskurs zum Thema Hardcore-Macho-Gehabe mit einem lieben Freund. Ihm ist ein solches nicht nur nicht fremd, sondern von seinem ureigenen Wesen gleich einmal um Lichtjahre entfernt. Deswegen reagiert er wie ein Außerirdischer mit blankem Unverständnis, wenn ich aus dem Nähkästchen plaudere und Motten-Geschichten, kürzlich Erlebtes aus "it's a man's world" schildere. Ungläubig meist, entsetzt eigentlich immer ist er…