Karin Kuna am Hernalser Friedhof

Das strahlende Buchstaben-Gold belebt die Szenerie des verlassenen Totengedenkens auf dem Hernalser Friedhof. Gleißendes Sonnenlicht verwandelt den Grabstein in einen milchigen Spiegel: Unvergesslich. In Stein gemeißelt. Die Gelegenheit für ein Selfie mit Corona-Aktualitätswert! Mir passiert sowieso nix, solange mich nicht die grassierende Angstenergie ansteckt. Die nervigste Nebenwirkung zum großen Shut-Down, gleich nach den manisch Masken-Tragenden in den Straßen, im Freien… ist das eigentlich sinnvoll oder doch nur Aktivitäten-Placebo?

„Z'Tod gefürchtet, ist auch tot,“ denke ich trotzig mit starrem Blick auf meinen Radhelm. Noch vor wenigen Minuten wartete ich an der Ampel auf Grün, neben mir ein Panzer-ähnliches Stadtauto, der Fahrer im besten Alter, rund einen halben Meter zu klein für sein Normalgewicht. Er ließ den Motor aufheulen, immer wieder trat er das Gaspedal, penetrant grundnervös. Meinem strengen Blick folgte ein fragendes Schulterzucken, schon glitt die Scheibe des Seitenfensters hinunter. An der Beifahrerin vorbei, schrie mich der Panzer-Knacker an, ob ich ihm denn etwas sagen wolle. „Don't get me started… wo nur sollte ich beginnen…“ dachte ich erst schmunzelnd und stutzte alsgleich. Ein kurzer Augenkontakt mit der Frau an seiner Seite, gab mir eine Ahnung davon, dass sie meine Lust an freier Rede ausbaden würde müssen.
Also nutzte ich die Gelegenheit, den Mund zu halten. Gleich darauf sprang die Ampel auf Orange, schaltete auf Grün und der Luftverschmutzer in den ersten Gang. Die fetten Reifenpatscherl wirbelten Staub auf, Steinchen flogen, er riss kurz das Steuer herum, lenkte die zwei Tonnen Blech auf meine Seite, um sich den Vorrang beim Abbiegen zu erzwingen.

Ruhig Blut!

Während ich die Begegnung in meiner Erinnerung abrufe, reift unmittelbar hinter meiner Zornesfalte die Idee zum Kombi-Modell „Fahrrad-BoxHandschuh“. Noch lasse ich mich ja nicht zu Handgreiflichkeiten hinreißen, auch wenn die Verhaltenskreativität vieler Mitmenschen dieser Isolations-Tage seltsame Blüten treibt. In erster Linie siegen Pragmatismus und Selbsterhaltungstrieb. Ergo übe ich mich in Ausweichstrategie und Gelassenheit, umfahre kommentarlos alle justament-am-Radweg-Spazierende und Vorfahrt-ignorierende Motorhauben. Wenn ich aber bei der Fahrt auf dem Gegen-die-Einbahn-Radstreifen zum xten Mal von entgegenkommenden Autos im Stile von „zum Abschuss frei gegeben“ anvisiert werde, brauche ich ein Ventil für meine Aggressionsenergie. Zum Beispiel in Form von mindestens drei Episoden „Daredevil“, dabei bar jeglicher political correctness mir auch gleich jegliches Verständnis für mögliche Ursachen des aggressiven Verhaltens im Straßenverkehr sparen. Stattdessen stelle ich mir schon recht gerne auch vor, wie mit einer kurzen Gstreckten sofortige Klärung, zumindest Erleichterung bei mir erzielt wäre, wenn jegliche Kunst der Dialektik…
Apropos angewandtes Recht in Vigilanten-Praxis: Warum kann ich eigentlich keinen dieser Auto-Idioten anzeigen, etwa wegen versuchten Totschlags oder wenigstens wegen fahrlässiger Körperverletzung? Man stelle sich einmal die umgekehrte Situation vor: Ich schlage in aller Öffentlichkeit zu, verletze den SUV-Fahrer beim Ampel-Stopp, so dass ihm die Luft weg bleibt – völlig logisch im bestehenden Rechtssystem und -verständnis, dass er be-Recht-igt wäre, mich zu klagen. Wie logisch ist es aber dann, dass mir vice versa das Recht auf meine Gesundheit nicht zusteht, wenn krebserregende Autoabgase zur Schwächung meines Immunsystems führen? Der Schadenerzeuger kommt für keine der Folgen seines Handelns auf, entstandene Langzeitschäden gehen automatisch auf Kosten des Gesundheitssystems, ergo zahlen „alle“ für sämtliche Folgen und Zerstörung von Autonutzung.

Wie war das noch mit den saftigen Geldstrafen wegen Nichteinhaltung von Distanz, der Gefährdung anderer durch Covid-19…? Aktuelle Zahlen belegen, dass das C-Virus für fünf Prozent der Infizierten wirklich gefährlich ist. Das Auto-Virus nimmt weltweit hundert Prozent der Humanoiden die Luft weg und ist maßgeblich für die globale Klima-Zerstörung verantwortlich. Wann kommt die SUV-Quarantäne, eine Distanzregel für Abgas-Verursacher und die Genehmigungspflicht für Ausfahrten nur in absolut dringenden Fällen?

Erst vorhin beim Dahinradeln im Gleitmodus beobachtete ich das slow motion-Grätzlleben. Eine Frau bog um die Ecke, sie schleppte eine schwere Einkaufstasche. Mit der freien Hand drückte sie eine Staubmaske ans Gesicht, als sie einem Passanten im Corona-Radius auswich. Wenige Meter weiter quert die Einfallstraße, die Blechlawine rollt auch heute, ein Drittel der Autos stammen laut Kennzeichen aus dem Wiener Umland, aus dem mit Öffis erschlossenem Speckgürtel der Stadt.
Das „Virus Auto“ (Copyright Prof. Hermann Knoflacher) ist ein Erbschaden, eine seit Jahrzehnten grassierende Verhaltenskrankheit. Das wissen alle, die schon „Years for Future“ an vorderster Umweltschutzfront Pionierarbeit geleistet haben und immer wieder leisten, denn nach wie vor regiert jenes politische Denken, das die desaströsen Umweltverhältnisse verursacht hat. Mit genau demselben Denken freilich, wird die Misere nicht behoben, sondern erzeugt nur immer mehr vom Gleichen. Ich seufze und verstaue meinen Helm im Rucksack. Eine Broschüre steckt im Außenfach, eine Faktensammlung zu einer Info-Veranstaltung betreffend geplanter Autobahn durch's Waldviertel.

Das C-Virus gefährdet fünf Prozent der Infizierten,
das A-Virus die Gesundheit aller.

Meine Teilnahme bei dieser Diskussion entsprach einem „Täglich grüßt das Murmeltier-Erlebnis“ – exakt die gleichen Argumente der Befürworter inklusive betulicher Betroffenheits-Mimik im Moment von Gegenargumenten, die Appelle an gültige Gerechtigkeit- und Gesetzes-Norm… alles genau so, wie ich es schon vor siebzehn Jahren erlebt hatte, als es um den Bau einer anderen Strecke dem politischen Willen folgend ging. Das Ergebnis aus dem damaligen Prüfverfahren ist ein neuralgisches, 7km-langes Stück Transit-Autobahn, für dessen Bau ein Konsortium aus "den üblichen verdächtigen" Baufirmen gegründet worden war, die letztendlichen Kosten für die Steuerzahler*innen liegen bei Weitem über den ersten Schätzungen der Asfinag. Diese wiederum ist nicht nur eine obszön verschuldete Straßenbestell-Agentur, sie hat die Republik hinsichtlich Autobahn- und Schnellstraßendichte schon auf den zweiten Platz innerhalb der EU gebaut. Nur Luxemburg weist im Verhältnis ein dichteres, hochrangiges Straßennetz auf.
Apropos Bestellungspolitik.
Im Falle der vorhin erwähnten Teilstrecke im EU-weiten Autobahnnetz waren es vor allem weisungsgebundene Beamt*innen der Landesregierung, die im Auftrag genau derselben Landesregierung – die wiederum stellvertretend im Auftrag der Asfinag agierte – jene Entscheidungsgrundlagen erstellten, auf deren Basis die Umweltverträglichkeit des Straßenbauvorhabens geprüft wurde.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?!

Mithilfe solcher Bestell-Gutachten konnten sechzig Hektar Naturraum, Natura2000-Schutzgebiet, inklusive EU-Vogelschutzgebiet, sprich kostbare Lebensräume und Artenvielfalt einfach ausradiert und gesetzeskonform zerstört werden. All das passierte erste Reihe fußfrei, volksnahe medial aufbereitet mittels Presse-geförderter Hofberichterstattung und subventionierter Falschmeldungen. Damals wurde diese Praxis noch nicht als Fake-News bezeichnet, diente aber genauso der Niederträchtigkeit und Lüge.
Bis heute habe ich keine Antwort darauf, was gegen gezielte Verleumdung und akkordierten Angriff auf Persönlichkeitsebene getan werden kann. Denn dankbar schüren gerade die, die im selben Boot sitzen, die Gerüchte, um so von Verrat, Feigheit, politischer Komplizenschaft und ihrer eigenen Käuflichkeit abzulenken. Was zählen da schon Existenz-Verlust, das Fertig-machen einer Person? Ist es nicht sogar Hilfe zur natürlichen Auslese, wenn Mobbing schwerkrank machen kann? Wen interessieren relative Fakten und die persönliche Agenda gewissenloser Drahtzieher, wenn die Dolchstoß-Legende soviel besser ins eigene Karriere-Kalkül, zum NGO- und Partei-Image passt?

Ich erinnere die Tage der Umweltverträglichkeitsprüfung, das Verfahren selbst als Farce, als abgekartetes Spiel mit mafiösen Regeln… das süffisante Grinsen im gut bezahlten und siegessicheren Behörden-Team; das Ausgelächelt-werden als Ehrenamtliche, die da mit Klimaschutz und Gesundheitsgefährdung argumentieren will. Der vom Land bestellte Gutachter-Arzt hatte mich coram publico belehrt, dass WHO-Studien doch sowieso keine seriösen Zahlen enthielten, der Bodenkundler hatte noch nie etwas von Feinstaub-Eintrag in Erdschichten gehört, eine wissenschaftliche Empfehlung des Landesgutachter-Biologen lautete, dass bedrohte Amphibienarten zum Ablaichen gezwungen werden sollen, ehe sie umgesiedelt werden in künstlichen Lebensraum.
Und die Feinstaub-Messwerte (an mobiler Landes-Messstelle in den Monaten zuvor verzeichnet) waren plötzlich aus den Unterlagen verschwunden. Weil es diese Messstelle doch gar nicht gegeben hätte, erklärte mir der breit grinsende Experte, der höhere Lärmschutzwände gegen Feinstaubbelastung empfiehlt. Ich glaube mich richtig zu erinnern, dass es Forstwirtschaft war, was der damals amtlich beauftragte Luft-Gutachter im Hauptstudium belegt hatte.
Und dann noch die unerträgliche Ansprache des Gemeindepolitikers, der doch allen Ernstes mit dem Zitat „ich habe einen Traum“ das Vorlesen seines Aufsatzes gestartet hatte. Der, wie er extra betonte, nur am Wohle seiner Gemeinde interessierte Herr Bürgermeister war in Folge rasch hinter den Kulissen zum Immobilien- und Schottergruben-Saurier aufgestiegen, während ihm auf der Hauptbühne der Leistungsträger die Gemeindepolitik-Poleposition gewiss war. Freilich passierte das alles noch ehe die Schonzeit für Winzerköniginnen begonnen hatte.

Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.

Letztlich bin ich lebend davon gekommen und hab mir geschworen, dass die Weltrettung nun ohne mich stattfinden solle.
Ich zünde eine kleine Kerze an, die ich auf einen Wurzelausläufer „meines“ Baumes am Hernalser Friedhof stelle.
Seit ich als politischer Flüchtling mit Migrationshintergrund Wachau nach Wien übersiedelte, ist das Platzerl hier zu meinem Raum der Stille geworden. Im Lesen des Friedhofs finde ich tröstliche Begegnungen mit mir und meinen Gedanken, mit "meinen Toten", ich erinnere die schönen Erlebnisse und die Gespräche mit ihnen, stelle mir vor, wie ihre Seelen nun leuchten und bin mir sicher, dass sie auf meine Kinder achten. Auch mit der diffusen Trauer von Abschieden allgemein komme ich hier leichter mit mir ins Reine, gerade weil ich mir mit dem Loslassen generell schwer tue. Es ist mir halt so viel leid um verpasste Gelegenheiten, um Nichtgesagtes, um die Chancen von Versöhnung.
Die Kerze brennt aufgeregt dahin, mein Blick wandert rüber zur Jubiläumswarte, ich wünsche mir, dass ich endlich lerne zu akzeptieren. Vor wenigen Wochen verstarb eine gute Bekannte von mir, sie war in meinem Alter, als sie aus dem Leben gerissen wurde. Sie brauchte kein Corona, um sich zu verabschieden; ihr Tod kam unerwartet, plötzlich. Er wurde zur Mahnung für mich, ich sinniere seither viel über das „broken-heart-Syndrom“, beschäftige mich viel in der Übung „frohes Herz“. Ich lächle unter Tränen und schreie innerlich: Danke, Corona-Krise! Was ist denn eine Krise auch viel Anderes, als der Abschied von Altem, derweil das Neue noch nicht da ist?

Das tiefe Luftholen der Stadt ist hier auf dem Friedhofshügel gar nicht so präsent.
Während ich langsam bergab Richtung Rad-Abstellplatz zurückgehe, lese ich die Grabsteine, die Inschriften, Geburtsdaten und Namen. „Hausbesitzer-Witwe“ und „Hofrats-Gattin“ zeugen von anderer Gesellschaft, im Stillen sage ich mir, dass die Gute nun längst weiß, dass sie außer ihrer Seele nichts mitnehmen konnte. Die Worte meiner Oma kommen mir in den Sinn, als ich noch klein war und wir regelmäßig auf dem Friedhof daheim zum Gießen unterwegs waren: „Mehr Blumen im Leben, denn auf den Gräbern sind sie vergeben.“
Erst viel später sollte ich den tiefen Rat in diesem kurzen Satz erkennen, der vor allem eine Aufforderung zur Lebensbejahung ist, eine Liebesbekundung an jene, die wir in unserem Leben nicht missen wollen. Liebe per se war in meinem Aufwachsen etwas Unausgesprochenes, Diffuses, keinesfalls das Gefühl tiefer Sicherheit gewesen. Viel wichtiger war das Funktionieren. Der Wert einer Ehe etwa wurde in der Quantität der Jahre gemessen, aber nicht nach der Qualität von Liebesfähigkeit in gemeinsamen, schönen Stunden voll Glück und Harmonie. Das Ausharren in Ehe-Ruinen hatte Vorrang vor dem Recht auf selbsterfüllte, von Selbstliebe bestimmten Lebenszeit. Werthaltungen wurden „zwegn dem Gerede und dem, was die Leut sagen“ gepflegt. So wie die Gräber.
Schon als Kind konnte ich das nicht verstehen, warum ich just nur am Ort der Verwesung an den Opa denken sollte? Und später erkannte ich eine schöne Leich' nur als Abspann im Film „Gibt es ein Leben vor dem Tod?“… in einer Rolle ausharren, sich für andere verstellen, sich dabei selbst vergessen?

Frohes Herz

Ich passiere den Torbogen, lasse Friedhofsgelände und meine morbiden Gedanken hinter mir.
La vita é bella! Die Sonne scheint, ich lasse ihre Strahlen auf meinem Gesicht tanzen, ich bin pumperlgsund, die Radlsaison fängt grad an, mein Rennrad bekomme ich morgen aus der Werkstatt, ich hab Projekte in Aussicht, für die mein Herz schlägt… ein Sportler lächelt mir im Vorbeilaufen zu, ich nicke zurück. Erleichtert setze ich mich auf den Gepäckträger und klicke auf das Selfie, das genau genommen ein Foto meines Spiegelbilds im Grabstein ist.
Single-Leben trainiert, verfalle ich selbst in angeordneter Isolation nicht in Selbstgespräche, murmle nun aber doch vor mich hin: „Unvergesslich? Ok. Das ist ein Auftrag!“
Mein Phone vibriert, eine Bekannte aus früheren Zeiten meldet sich. Ihre Ehe kriselt, sie will reden… wenn sie sich erkundigt, ob ich eh grad Zeit hab, dann leg ich wortlos gleich wieder auf. Sowas fragt man grundsätzlich nicht (würde ich sonst rangehen?), schon gar kein Ghört-sich in Corona-Zeiten und der Abschaffung von Stress. Na wenigstens kann ich jetzt über mich selbst lachen und konserviere gleich meine gute Laune für das Plaudern.
Vor gar nicht allzu langer Zeit haben Oberflächen-Gespräche dieser Art noch mit einer Mischung aus Neugier und Pseudo-Mitgefühl begonnen: „Ach geh, du Arme… bist immer noch alleine?!“ – „Nein, ich bin nicht arm, und schon gar nicht, wenn ich mit mir bin.“ Mit fortdauernder Quarantäne erzeugt mein unabhängiger Lebensstil vermehrt Neid. Die Telefonate verlaufen neuerdings so: „Na, dir geht’s ja gut, du lebst wenigstens alleine!“
Heute höre ich mich sagen: „Ja, ich bin Single, ich lebe mit mir alleine, bis ich mich halt anders entscheide.“
Erst Stille am anderen Ende. Und plötzlich „Sag bloß, es gibt da jemanden?" Mein Grinsen ist ein breites, ich lass mir mit der Antwort Zeit, aus ihr sprudeln Fragen der Neugier. "Bist du jetzt endlich doch auch auf einer Dating-Plattform? Nein? Ich zeig dir, wie das geht…“ – Während ich mich noch wundere, warum eine verheiratete Frau… wurscht, nicht meine Baustelle. Bereitwillig lege ich meine Zukunftspläne frei, die während des Redens entstehen: „Keine Aufregung, ich bin noch mit Wundheilung beschäftigt, die Narben werden schon blasser, die Fäden habe ich gezogen… nein, nein, den kennst du nicht.“ Kenne ich ihn denn überhaupt? Er sich selbst außerhalb seiner Funktionen und Rollen…? Ich konzentriere mich wieder auf's Telefonieren:
„Nach dem ganzen Wahnsinn, ja ich meine damit die Corona-Hysterie, ist genau der richtige Zeitpunkt für einen Neustart." Ob ich denn das alles schon geplant hätte, will sie wissen. "Schau, der Richtige wird mir schon zulaufen, ich glaub ja nicht an Online-Dating… nein, nein, ich vertraue auf old school, schlicht und einfach eine Einladung zum Kaffee, ein Glas Wein, ins Kino… ja, ich komme herum, lerne laufend neue Menschen kennen…“ Sie redet von Bekannten und Vielleicht-bald-Geschiedenen, die noch einen kleinen Anstoß brauchen. „Mr. Right lerne ich schon noch kennen, bin doch im besten Alter! Das letzte Drittel wird mein Bestes, hab ich beschlossen. Meine Arbeit macht mir richtig Spaß, mein Leben läuft rund, ich komme immer mehr in den don't worry, be happy-Modus!“
Ob ich einen guten Anwalt kenne, will sie plötzlich wissen, ich verstumme.
Die Sache mit Corona hat ihr aufgezeigt, wie schnell alles vorbei sein kann… und das, DAS kann ja noch nicht alles gewesen sein in ihrem Leben…
Nach einer Weile hat sie sich gefangen, wir spötteln über den Corona-Effekt und seine Auswirkungen auf Buchungszahlen von Single-Reisen, den Wohnungsmarkt und die Wartezeiten beim Scheidungsgericht. Sie meint, wir werden uns "danach" den Audrey Hepburn-Film zu Corona – hihihi – also „Ein Herz und eine Krone“ gemeinsam anschauen und ein sehr, sehr feines Weinderl trinken. Letzteres ist in meinem Sinne, Erstes verneine ich. In meinem Leben ist endgültig nur noch Zeit für Happy-end! Ich wünsche ihr „erst Corona, dann cuore“ und radle frohen Herzens in die Abendsonne.